Montag, 21. Oktober 2019

DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE


Ich heiße Martina Wittenburg.
Ich war von 1978 bis 2016 Stieftochter von R. A., von 2016 bis 2019 dann seine Ehefrau.
Jetzt bin ich seine Witwe.
Unsere langjährige, über 40 Jahre währende liebevolle familiäre Beziehung wurde gnadenlos zerstört von Herrn Rolf „Carlo“ Frei.

Hier die unglaubliche Geschichte:

Ende 2015 verabschiedete sich unser langjähriger, aus Serbien stammender Gärtner mit 65 Jahren, nahm seine AHV in Anspruch und verzog sich nach Serbien.
Wir brauchten einen neuen Gärtner für unseren ca.1 ha großen Umschwung direkt am Vierwaldstättersee.
Also gaben wir im März 2016 in der örtlichen Zeitung eine entsprechende Annonce auf:

„Suchen Gärtner. 37,5 Std pro Woche, im Sommer mehr, im Winter frei.“

Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie seien im Jahr 2016 66 Jahre alt, studierter Ingenieur, der mit seinen bislang gegründeten Firmen gründlich gescheitert ist und Schulden in 5-stelliger Höhe hat. Sie haben kein Konto bei keiner Bank, damit Sie nicht einer eventuellen Pfändung unterliegen. Sie zahlen nur bar und Ihre Einnahmen können auch nur bar laufen. Sie brauchen DRINGEND Geld.

Was denken Sie, wenn Sie unsere Zeitungsanzeige lesen?

a)    Die Menschen sind nicht in der Lage, ihren eigenen Garten zu pflegen: Zu viel berufstätig und außer Haus?
b)    Der Garten ist zu groß, um von den Eigentümern allein gepflegt werden zu können. Zu großer Garten, Gärtner gesucht? Da ist Geld!
c)    Die Gartenbesitzer sind zu alt und der Garten ist zu groß

Spätestens unter c) haben Sie eine Superoption!
Zu großer Garten, zu alte Besitzer = Vermögen!
Na, da kann man doch helfen!

Also erscheinen Sie außerhalb der telefonisch vereinbarten Zeit und noch eine halbe Stunde früher als alle anderen Interessenten. Sie müssen Eindruck machen und ziehen sich deshalb schick an. Sie werden, trotz der unzeitgemäßen Stunde, hereingebeten und was sehen Sie? Ein Haus am Vierwaldstättersee mit Seeanstoß, einen großen Garten und einen 87jährigen alten Mann – den Eigentümer.

Ich höre Sie jetzt schon innerlich jubeln! Sie haben den Hauptpreis abgegriffen!
Alles, was jetzt passiert, liegt in Ihrer Hand!

Zunächst ist aber erstmal wichtig, dass der potenzielle Auftraggeber Sie auch wirklich beauftragt. Aber darin haben Sie Übung. Während die Ehefrau noch an der Tür mit den weiteren Interessenten beschäftigt ist, geht man mit dem zukünftigen Auftraggeber ungestört ein paar Schritte durch den Garten. Nicht zu weit: Es ist März, die Wege durch den Garten sind grusig und Sie möchten sich nicht Ihre feinen Schuhe versauen. Sie steuern also wieder auf die Terrasse zu, der Auftraggeber folgt und man unterhält sich zugeneigt und vertrauensvoll in einem für Schuhe sauberen Terrain über die zukünftigen Aufgaben bezüglich des Gartens.

Das Gespräch endet auf der Terrasse mit einem Männerhandschlag: Hurra! Sie sind so eben Gärtner geworden!

Herr Rolf Carlo Frei wurde von meinem Mann als Gärtner angestellt für 4000,00 CHF pro Monat – bar auf die Hand.
Arbeitsantritt war am 1.4.2016.

Damit begann Phase 1 von Rolf „Carlo“ Freis Plan:

Wie kommt man zum Arbeitsantritt um 7:30 von Dallenwil nach Luzern bzw. St. Niklausen?
Prinzipiell, aber wirklich NUR prinzipiell mit der SBB und VBL… Und das ist ja immer unzuverlässig…
Wär doch schön, wenn man ein individuelles Transportmittel hätte…
Also jammern Sie mal ein bisschen. Mal schauen, was der Arbeitgeber so an Angeboten bereithält.

Und schwuppdiwupp, sooo schnell konnte ich gar nicht kucken, war ein Motorrad gekauft. Nein, nein, nein: Nicht von Rolf Carlo Frei, sondern von Rolf Ludwig Amrein, meinem Mann. Das wurde Herrn Rolf Carlo Frei zur alleinigen Verfügung gestellt.

Am Anfang des Sommers fand der „Gärtner“ dieses Angebot super: Als schicker Motorradfahrer rumkurven und Eindruck machen… Als Transportmittel zum Arbeitsplatz wurde das Motorrad für Herrn Frei aber zum Herbst hin zunehmend lästig: In Wind und Wetter und dann auch noch bei Regen, der ja alles nass macht: Igitt!

Nein, das war nichts für unseren damals noch 66jährigen fein gekleideten Gärtner, so dass er lieber auf unser Familienauto zugriff. Das brauchten wir ja nicht mehr, wenn er seinen „Dienst“ bei uns beendet hatte. Wir gingen ja abends nicht mehr aus dem Haus.
Also fuhr er damit nach Dallenwil und brachte es am nächsten Morgen zurück.
Das Motorrad verschwand irgendwie in einer Versenkung: Ich weiß bis heute nicht, wo es abgeblieben ist.

Und schon sind wir bei Phase 2 von Rolf „Carlo“ Freis Plan:

Bloß nicht körperlich arbeiten! Gartenarbeit ist intensiv, körperlich anstrengend – nein, sowas wollen Sie nicht mit 66 Jahren. Das machen Sie – vielleicht – EINMAL, um den Auftraggeber zu beeindrucken, aber dann nie wieder. Sie möchten Geld, ohne zu arbeiten. Sie möchten Auftraggeber sein, „Kompetenzen“ haben und fein gekleidet mit einem Mäppchen unterm Arm zwischen den arbeitenden Gewerken herumlaufen und Anweisungen geben. Sie möchten sich wichtig fühlen!

Das ginge ja auch, wenn bloß diese Ehefrau nicht wäre! Die erhebt immer wieder Einspruch, meckert an allem rum und verlangt wirklich!, dass Sie sich um das Unkraut im Garten kümmern! Dabei haben Sie doch alle Hände voll damit zu tun, den Auftraggeber zu beeindrucken:

Als ehemaliger Möbelbauer zimmern Sie mal unter großem Getöse eine große Bank am Seeanstoß zusammen, die niemand beauftragt hat und die niemand braucht, um sie dann aber als Wunderwerk der Möbelkunst dem Arbeitgeber zu präsentieren. 

Sie vermitteln Ihrem Arbeitgeber und seiner Ehefrau durch Ihre ständige Präsenz, dass Sie auch bereit sind, andere und weitere Aufgaben zu übernehmen, durchaus auch im privaten Bereich. Sie sind allzeit zu allen Aufgaben bereit.

Weiterhin erkundigen Sie sich – Sie werden ja inzwischen zum morgendlichen Kaffee zum Weinhof bzw. Weybeck eingeladen und nehmen auch an der darauf folgenden Einkaufstour teil -, welche Vorlieben der Auftraggeber so hat. Sie bringen also kleine Geschenke: Lieblingskekse, Lieblingsobst, Rosen etc. etc. Sie schmeicheln sich ein und haben auch erste Erfolge: Der Auftraggeber fängt jetzt langsam an, Sie als eine Art Familienmitglied zu betrachten, er stellt Sie überall als seinen „Betreuer“ vor. Das heißt: Sie sind ab jetzt überall dabei.

Das ermöglicht Ihnen, sich mal vorsichtig über die finanzielle Gesamtlage des Auftraggebers zu informieren. Der hat ja inzwischen volles Vertrauen zu Ihnen und gibt die entsprechenden Informationen selbstverständlich preis.

Und siehe da: Ihrem Auftraggeber gehören noch zwei weitere Liegenschaften:
Ein Geschäftshaus in der Altstadt und ein 4-stöckiges Familienhaus, sein Elternhaus, in bester Stadtlage. Na bitte: Geht doch! Sie haben Millionenwerte gefunden! ENDLICH!!!

Allerdings braucht es noch etwas Arbeit und Engagement, um sich ein gehöriges Stück vom Millionen schweren Kuchen abzuschneiden, aber darin sind Sie geübt:

Sie bringen Ihren Auftraggeber dazu, Ihnen seine Liegenschaften doch mal zu zeigen. Der Auftraggeber folgt gerne Ihrem Wunsch, weil er Ihr Interesse als Interesse an sich und seiner Person interpretiert, und Sie entdecken im Elternhaus des Auftraggebers im Erdgeschoss einen ungenutzten Lagerraum.

Hier fackeln Sie nicht lange: Sie erklären Ihrem Auftraggeber, dass diese Räume als Büro für Sie geeignet sind, und da niemand die Räume braucht, kann ja auch Ihr Auftraggeber nichts dagegen haben, wenn Sie sich dort Ihr mietfreies Büro einrichten. Schließlich sind Sie ja Ihrem Auftraggeber stets zu Diensten, da sollte eine unbezahlte Räumlichkeit doch eine Selbstverständlichkeit sein!

Mir als engstem Familienmitglied hat das alles überhaupt nicht gefallen.
Der „Gärtner“, Carlo, wie er genannt werden wollte, erwies sich als aufdringlich und übergriffig. Er mischte sich in alle Angelegenheiten, auch unsere privaten, ein. Ich konnte mit meinem Mann nicht mehr allein auf unserer Terrasse sitzen, um in aller Ruhe und Vertraulichkeit die heraufziehende Dämmerung zu genießen: Der „Gärtner“ war immer dabei.
An Familie und Ehe, an vertrauliche familiäre Gemeinsamkeit mit mir und meinem Mann war überhaupt nicht mehr zu denken: Wir waren stets und ständig zu dritt.

Und ich war denkbar angefressen…

Warum ich mich nicht vehement gewehrt habe, fragen Sie?
Die Antwort kann ich Ihnen geben:
Ich wollte den Frieden im Haus erhalten.
Mein Mann war 87 Jahre alt, nicht so ganz gesund, fand „Carlo“ toll, weil der sich ja um alles kümmert und immer so gute Ideen hatte bzgl. Garten und Liegenschaft, und glaubte, in ihm einen echten Kumpel zu haben.
Ich wollte ihm einen Streit zwischen mir und „Carlo“ ersparen und hab – erstmal – die Klappe gehalten.

Wie ich heute weiß: FEHLER! DICKER, FETTER FEHLER!

Damit habe ich es dem „Gärtner“ ermöglicht, in die nächste Phase seines Planes einzutreten:

ROLF CARLO FREI UND DIE CF SERVICES!

(Nächste Woche geht's weiter!)